Von Staub zu Prototypen – Mein erstes Mal bei der WEC
Vor eineinhalb Jahren stand ich noch mit staubigen Schuhen am Rand eines Autocross-Kurses, meine Kamera in der Hand, das Herz voller Euphorie, aber auch Zweifel. Motocross, Autocross – kleine, lokale Events, wo man dicht an die Strecke kommt, aber gefühlt meilenweit entfernt ist von der großen Bühne des Motorsports.
Heute – nur 18 Monate später – durfte ich zum ersten Mal bei der FIA World Endurance Championship fotografieren. WEC. Ein Wort, das für mich immer mit einer Mischung aus Ehrfurcht, Fernweh und einem Hauch Unerreichbarkeit verbunden war. Und doch war ich da. Hinter der Kamera. Mittendrin.
Was dazwischen lag, war kein Zufall und auch kein schneller Sprung. Es war ein mühsamer, steiniger Weg. Einer voller Nächte am Schreibtisch, voller Büroarbeit, Presseanfragen, Mails – von denen einige nie beantwortet wurden. Voller Akkreditierungsabsagen, die manchmal härter treffen, als man es sich eingestehen will. Aber auch voller kleiner Siege. Erste Veröffentlichungen. Erste Kontakte. Erste Anerkennung.
In dieser Zeit habe ich mich stetig weiterentwickelt – nicht nur technisch, sondern vor allem mental. Ich habe meinen Standard an meine eigene Arbeit immer höher geschraubt. So hoch, dass ich manchmal von einer Veranstaltung heimfahre, die Speicherkarte voll, aber im Kopf nur der Gedanke: „Was hast du da für einen Müll produziert?“ Ich weiß, das klingt hart. Aber es ist genau dieser Anspruch an mich selbst, der mich antreibt. Der mich wachsen lässt.
Was dabei oft vergessen wird: Ich stehe nicht da mit einer zehn-, zwanzigtausend Euro teuren Sony oder Canon-Ausrüstung. Ich arbeite mit einer Mittelklasse-Kamera, nicht mit der Technik, die sich viele Profis leisten können. Und doch stehe ich da, zwischen all den Fotografen, die man von Instagram kennt – Leute, die schon die Formel 1, die Rallye Dakar oder Le Mans begleitet haben.
Und zwischen Rolex und Champagner steht da einer, der mit Motocross-Bildern angefangen hat. In einer Welt, in der Luxus zur Norm gehört und der Name auf dem Medienpass manchmal mehr zählt als das Bild auf der Speicherkarte. Aber ich bin da. Und ich bleibe da.
Es war nicht nur Motorsport. In der Offseason habe ich Eishockey fotografiert, Basketballspiele begleitet, mir neue Perspektiven gesucht, Licht und Bewegung neu verstanden. Jedes Spiel war ein neues Kapitel in meinem Lernprozess. Denn Fotografie hört nicht auf, wenn der Motor aus ist.
Und dann – WEC. Endlich. Das erste Mal diese unfassbare Geräuschkulisse live erleben. Diese Energie im Fahrerlager spüren. Den Geruch von Gummi und Benzin in der Luft. Und zwischen all dem: Ich, mit meiner Kamera, auf der Suche nach genau dem einen Bild, das sich anfühlt wie der Weg, der hinter mir liegt.
Ich glaube, jeder, der diesen Weg gehen will, muss lernen, mit Rückschlägen zu leben. Und mit der Stille nach unbeantworteten Mails. Aber auch mit der lauten Stimme im eigenen Kopf, die einem immer wieder zuflüstert: „Du kannst mehr. Mach weiter.“
Und genau das habe ich gemacht.